Ravintolapäivä

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Mein Artikel erschien ursprünglich in der ersten Print-Ausgabe des Nørdhæftii.

Manchmal muss man sich schon über die Finnen und ihre tollen Ideen wundern. Dass sie neben einer ausgiebigen Trink- auch eine vielfältige Esskultur pflegen, dürfte dem einen oder anderen Finnland-Freund bekannt sein. Doch diesmal wird es offiziell! Über die Landesgrenzen hinweg hat sich in Windeseile ein neuer Trend – ach was! – eine neue Tradition etabliert: Der Ravintolapäivä!

Doch was steckt dahinter? Die einfache, aber geniale Idee ist, dass am Ravintolapäivä (fin.: Restauranttag) jeder, der möchte, ein Restaurant oder Café ohne Konzession eröffnen darf, nach eigenen Vorstellungen und Ideen — je verrückter desto besser. In der Wohnung, im Büro, in der Garage oder auf der freien Wiese im Park — der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Verkauft wird auf der Eingangstreppe, aus dem Fenster im Erdgeschoß oder es wird auch schon mal eine fahrbare Sauna zum Verkaufsstand umgebaut. Und warum? Aus Liebe zum Essen, aber auch wegen der Freude am lustigen Beisammensein, Menschen zu treffen und Neues kennen zu lernen.
Den Traum vom schicken Restaurant nach eigenen Vorstellungen hatte bestimmt schon jeder, doch wenn man an die Flut von Formularen und Bestimmungen denkt, ist die Idee meist schnell wieder verworfen. Ähnlich wie bei uns sind die Bestimmungen in Finnland eher streng. Irgendwann kam Antti Tuomola der Geistesblitz, der ihn nicht mehr losließ, und rief Ende Mai 2011 den ersten Ravintolapäivä aus.

Der Erfolg spricht für sich: Schon am zweiten Restauranttag im August 2011 sprach sich das Ein-Tages-Festival in ganz Finnland herum und es waren bereits 180 Pop-Up-Gaststätten am Start. Aber nicht nur die Selbstentfaltung der Hobbyköche findet Freunde, auch das verbesserte Verhältnis zwischen den Nachbarschaften und Stadtteilen ist ein Zugewinn für das alltägliche Leben, wie der Minister für Kultur und Sport Paavo Arhinmäki die Organisatoren lobte. Er nannte es die „wohl größte Auswirkung [auf die finnische Restaurantkultur] seit der Einführung von mittelstarkem Bier!“ Wer glaubt, das Ganze sei nur eine Aktion für schöne finnische Sommertage, hat weit gefehlt. Am dritten Restauranttag Mitte November 2011 wuchs wider Erwarten die Begeisterung noch weiter. Mit dem Enthusiasmus stieg auch der Ehrgeiz der Finnen: Manche bereiteten schon am Tag zuvor 150 Kilo Steak vor oder dekorierten eifrig den provisorischen Gastraum, damit die Idee richtig zur Geltung kommt. Die Vielfalt der Ravintolas (fin.: Restaurant) und Kahvilas (fin.: Café) ist enorm: Russische Spezialitäten mit Ostblock-Charme oder japanische Köstlichkeiten von der Fensterbank. Die Gerichte spiegeln sich in der Dekoration wieder und auch die vielfältige Auswahl macht die selbsterkorenen „Restauranttester“ neugierig. Selbst vom trüben November-Wetter ließen sie sich nicht abhalten, die nunmehr über 300 Restaurants in nahezu 50 Städten zu testen.

Das erfolgreiche Spektakel ist sogar schon nach Deutschland geschwappt. Unter dem Motto „Heiße Suppe im kalten November“ hat Wolfgang Röttsches sein erstes Pop-Up-Restaurant „St. Soup“ in Tönisvorst eröffnet. Er wurde durch einen Artikel in einem Onlinemagazin darauf aufmerksam und durch seine Leidenschaft am Kochen und Freunde zu bewirten, kam er auf die Idee auch teilzunehmen. „Die Stimmung war super — leider konnte ich erst ganz kurzfristig dazu einladen und nur einige wenige Freunde konnten kommen“, berichtete er. Doch habe er viele Zuschriften und Anrufe von Leuten bekommen, die gerne beim nächsten Mal auch dabei sein möchten. Er würde sich eine deutsche Internetseite wünschen, damit der Ravintolapäivä auch hier noch bekannt wird; doch für ihn steht bereits fest, dass er nächstes Mal gerne wieder teilnimmt.
Wer sich also nun inspiriert fühlt, auch beim nächsten Ravintolapäivä mitzumachen, kann sich auf der Internetseite informieren, für den nächsten Termin eintragen und teilnehmen. Der Spaß ist garantiert!

www.ravintolapaiva.com

In diesem Sinne: Hyvää ruokahalua! (Nein, es ist nicht das Grünzeug gemeint. Guten Appetit!)

Kategorie Blogarchiv, Land & Leute, Leckeres

In meinem Herzen schlägt eine Leidenschaft, die mich seit meinen Teenager-Tagen nicht mehr los lässt: FINNLAND. Eher ist es in all den Jahren schlimmer geworden und die Vermutung "das verwächst sich" oder "es ist nur eine Phase" lässt sich auch nicht mehr anbringen. Also blogge ich mir nun das Finnweh von der Seele und hoffe auf amüsierte und interessierte Leser.

3 Kommentare

  1. Hallo Tine, ich glaube ich trage den Finnvirus auch in mir. Dein Blog gefällt mir und ich freue mich, auch mal finnische Worte zu lesen. Vor Jahren hatte ich mit meinem Mann angefangen finnisch zu lernen. Leider sind wir beide krank geworden und konnten nicht mehr weiter machen. Letztes Jahr ist mein Mann verstorben und ich habe lange gesucht, bevor ich nun diesen Blog gefunden habe. Danke für die Puuroa-Rezepte. Da werde ich mit Sicherheit auch mein Frühstück mit erweitern. Sei ganz lieb gegrüßt von Rosa-Margit

    • Liebe Rosa-Margit,

      das ist aber lieb und es tut mir leid, dass dein Mann gestorben ist.

      Würde mich freuen, wenn du vielleicht die ein oder andere Anregung noch hier findest und damit auch schöne Erinnerungen an ihn aufleben lassen kannst.

      Wünsch dir weiterhin viel Kraft!
      Danke für den lieben Kommentar und viel Freude mit meinen kleinen Finnland-Fundstücken.

      (Das mit dem Finnland-Virus kenn ich nur zu gut ;) )

      Liebe Grüße und loistavaa viikkonloppua!
      Tine

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