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Was machen zwei Blogger, die über Finnland schreiben? – Sie gehen gemeinsam auf Erkundungstour durch das schöne Land im Norden. Tarja und ich haben uns auf die Reise gemacht und zwei Wochen lang Lappland und die Westküste bereist. Wir haben viel erlebt und viel gesehen. Sind 1500 Kilometer mit dem Auto gefahren und durften den finnischen Sommer inklusive Juhannus in vollen Zügen genießen.
Dieses Jahr soll es endlich soweit sein und ein von mir lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Einmal mit dem Nachtzug von Helsinki nach Rovaniemi am Porlarkreis, der Sonne um juhannus entgegenfahren, Lappland sehen und kennenlernen. Eigentlich bin ich schon eine Woche zuvor so aufgeregt, fast ein bisschen reisefiebrig, weil ich es kaum erwarten kann. Schließlich haben wir uns für unsere gemeinsame Reise eine Menge vorgenommen. Unser Finnland-Trip beginnt also eine Woche vor dem Juhannusfest in München am Flughafen.
Wo ist denn die Sonne hin?
Wir sind schon den ganzen Tag unterwegs als wir bei strömenden Regen am Bahnhof in Helsinki ankommen. Das Flugzeug aus Deutschland hat wie immer gut Rückenwind und wir sind pünktlichst in der Stadt. Dem Regen trotzen wir einfach stoisch wie die Helsinkier selbst und so zog wir los zum Markt am Hafen für Kaffee und pulla bzw. ein paar kleine muikku-Fischen.
Ganz so haben wir uns den Zwischenstopp in Helsinki aber nicht vorgestellt, schließlich wollten wir doch der Mitternachtssonne auf unserer Nachtzugfahrt entgegenfahren und nicht Wolkenbänder am Himmel zählen. Doch es wäre nicht Helsinki, wenn es nicht noch eine Überraschung parat halten würde. Als es nämlich dann doch ein wenig den Regenwolkenhimmel aufriss und wir zur Esplanade schlendern, tönen exotische Klänge vom Senatsplatz her. Eine Samba-Parade stellt sich für den Umzug auf und zieht wie der eitle Sonnenschein durch Helsinkis verregnete Straßen, die von Menschen, gehüllt in bunte Regenkleidung, gesäumt werden. Bunt und beschwingt verwandelt sich die Esplanade in karibischen Sommer!
So ganz in Rio-Stimmung komme ich zwar nicht, aber die Parade lässt das Motto der noch dieses Jahr anstehenden Olympiade erkennen, und mitschunkeln geht alle mal. Ein bisschen versöhnlich ist es dann ja irgendwie schon und auch die Tatsachen, dass dort nicht nur die durchtrainierten Körper in der ersten Reihe stehen. Jeder darf mitmachen, sich mit seinen Speckröllchen in funkelnde Kostüme werfen und mit an dem Umzug teilnehmen. „Come as you are!“ Jeder ist dabei!
Über Nacht in die Sonne
Vor ein paar Jahren fuhr an juhannus ein Zug von Helsinki nach Rovaniemi und hielt an einzelnen Stationen. Übertragen wurden kleine Darbietungen an den Haltestellen und Interviews mit bekannten Finnen im Zug durch Yle und Arte. Die Sendung hieß Juhannusjuna und lief die ganze Nacht lang – bis eben der Zug in Rovaniemi am anderen Morgen ankam. Man erfuhr vieles über die Besonderheit der Juhannusnacht, dass man beispielsweise nur in dieser Nacht Fallschirmspringen darf (extrem wichtig zu wissen ;) ). Es wurde finnisch gekocht, gesungen und getanzt. Und wie herrlich war es die ganze Nacht dem Programm zu folgen und die Naturaufnahmen des Helikopter zu beobachten, der dem Zug folgte. Sie fuhren einfach immer der Sonne entgegen.
Seit dieser Live-Übertragung wollte ich das auch einmal im Leben erleben. Und jetzt soll es bald soweit sein. Der Zug kommt verspätet in den Helsinkier Bahnhof eingefahren. Wir gehen an Bord und beziehen unser „Zimmer“ für die Nacht im oberen Teil des Wagens. Zugtickets sind in Finnland schon günstigster als in Deutschland, behaupte ich einfach. Und hier kann man die Tickets einfach auf dem Handy oder Tablet scannen lassen. Keiner Frag, ob man das Referenzdokument hat und ausdrucken muss man hier auch nichts. Pragmatisch eben!
Das Abteil mit zwei Stockbetten war wirklich lieb hergerichtet und hatte eine clevere WC-Dusche-Kombination im Zimmer integriert. Ziemlich beeindruckend, was die Finnen so auf kleinsten Raum bauen – wenn’s denn sein muss. Das Abteil ist wirklich winzig. Mit zwei Personen und zwei großen Koffern ist es dann auch gestopft voll. Nennen wir es einfach kuschelig! =) … abenteuerlich!
Doch wie soll es anders sein – es gibt auch einen Wermutstropfen: Kein WLAN! Über 12 Stunden Fahrt und nix zu tun! …und vom Schaffner wird es auch nur mit den Worten „Ja, da kann ich auch nichts machen!“ quittiert – na toll! Meine Laune sinkt und ich belagerte meine Pritsche. Enttäuschung macht sich nun breit. Meine Vorstellungen waren wohl doch zu hoch gegriffen? Da hilft also nur eines, eine ruckelige Nacht drüber schlafen und nach einem Gute-Nacht-Picknick im Zug lege ich mich in meine Koje. (Was ich später allerdings noch ein wenig bereuen sollte).
Der Lichtblick
Wir kommen überpünktlich in Rovaniemi nach gut 12 Stunden Fahrt an. Die Verspätung bei der Ankunft in Helsinki machte der Zugführer um eine halbe Stunde gut. Das Wetter war zwar nicht besser geworden, aber dafür meine Stimmung!
Vom Bahnhof war es ein kurzer Fußmarsch zu unserem Hotel. Ein grandioses Frühstückbuffet wartete dort auf uns! Frische Blau- und Erdbeeren, Pfannkuchen mit Beerenmus und Sahne, Piirakka, Würstchen, Lachs, Käse! WOW! Da ging die Sonne innerlich schon auf.
Getrübt wird die Schlemmerei nur von einer kleinen Beeinträchtigung. Von der Zugfahrt wurde ich alte Landratte tatsächlich Seekrank, so dass ich am nächsten morgen einen richtig flauen Magen habe. …eigentlich auch nicht verwunderlich, wenn man die ganze Zeit wackelnd im Bett liegt. =)
Nach dem die Akkus wieder voll sind, erkunden wir noch Rovaniemi. Die Stadt ist wohl nicht ganz auf Reisende im Sommer eingestellt. Es gibt noch nicht mal einen geöffneten Eis-Kiosk. Recht verschlafen zeigt sich die Innenstadt an diesem Sonntag. Dafür wartet der Stadtkern aber mit einem mondän anmutende Denkmal von Lordi in der Fußgänger-Zone auf. Schließlich hat die Hard Rock-Monster-Band, deren Sänger und Frontfigur aus Rovaniemi stammt, 2006 den Eurovision Songcontest gewonnen! Damit wurde den Helden des Landes ein Denkmal in Hollywood’scher Manier gesetzt.
Auch wenn der Beginn unserer Reise durch Finnland etwas holprig begann, war die Zugfahrt ein tolles Erlebnis. Und falls ihr diesen Trip gen Norden auch einmal erleben wollt, dann wünsche ich euch einfach besseres Wetter… Apropos Wünsche, ich glaube in Rovaniemi findet man noch einen alten Herrn, die diese entgegen nimmt, oder?
Finnland – Eine Sommer-Reise
- Teil 1: Der Sonne entgegen
- Teil 2: Besuch beim Joulupukki
- Teil 3: Waldkunst im Sonnenrausch
Hallo Tine,
interessanter Artikel! Kleiner Tipp für die nächste lange Zugreise ohne Internet: einfach am Kiosk vorher ne sim-Karte kaufen, die gibts ganz günstig und mit Guthaben drauf. Dann vergehen die 12 Stunden doch etwas schneller ;)
Bin schon auf die anderen Teile gespennt!
Liebe Grüße,
Carina
Hei Carina!
Ja, das dachte ich mir dann auch! =D Naja aus solchen Situationen lernt man und beim nächsten Mal ist man gewappnet! =)
Hei Tine,
die Fahrt mit dem Nachtzug nach Lappland ist wirklich ein tolles Erlebnis. Erst letztens konnte ich mich auf meiner Ruska-Reise nach Kemijärvi und in den Nationalpark Pyhä-Luosto wieder davon überzeugen. Bei mir funktionierte auch das WLAN tadellos, selbst Videos ließen sich damit hochladen.
Viele Grüße aus Turku,
Sebastian