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Finnland und Folk? Das ist Frigg. Fünfzehn Jahre ist das siebenköpfige Ensemble mit voller Fiddel-Power schon unterwegs und auch ihr neues Album „Frost on Fiddles“ beschert uns eine volle Ladung Folk mit feinsinnigen Einflüssen und Tönen. Und wenn man der Geschichte des Albums zuhört ist der finnische Humor nicht ganz unoffensichtlich. Zumindest aber hat es den Anschein, dass die Band immer noch sehr viel Spaß am Musik machen hat.
Legendäre Bands brauchen legendäre Orte: Vermutlich saß Esko Järvelä an einem bezaubernden Sommerabend im berüchtigten Ravintola Pelimanni in Kaustinen bei seinem Feierabendbier, nachdem er sich und das Publikum durch einen tollen Konzertabend gespielt hat und beschloss diese Stimmung in einem Song festzuhalten. Genau in diesen Moment katapultiert uns der erste lebensfrohe Song der nicht passender heißen könnte als „Esko Järvelä’s Ode to Ravintola Pelimanni“.
Und so ist das Motto der Platte gesetzt! Lebensfreude, Spaß und nicht wirklich Frost liegt auf den Fiedeln der Musiker! Und so spielen sich die vier Geiger Tommi Asplund, Tero Hyvälouma, Alina Järvelä und Esko Järvelä mit ihren weiteren Ensemblemitgliedern Juho Kivivuori (Bass), Tuomas Longén (Gitarre) und Petri Prauda (Zitter und Mandoline) erstmal warm.
Chris Stout, bekannter Geiger von den Shettland Inseln, kontert sofort mit seinem Lieblingsort. In der Glasgower Bar „Bon Accord Ale House“ geht es, wie der zweite Track beweist, oft heiß her. Es diskutiert sich einfacher bei ein paar Bierchen, so glaubt man es den Geigen anzumerken. Frigg ist eine Band ohne Gesang, den man aber auch nicht vermisst. Die Geigen übernehmen den Part des Geschichten Erzählens eindrucksvoll.
Was zunächst eher etwas „klassisch“ klingt. wird spätestens bei der „Friggin‘ polska“ spannend und die Ohren spitzen sich. Mit komplexen Elementen aus Folktronic, Rock und Hymnenmelodien ist Petri tatsächlich nicht mehr weit von der geplanten Stadionhymne entfernt – das war zumindest sein Versuch als er dieses Stück schrieb. Nicht das letze finnsiche Augenzwinkern.
Das Volumen der Geigen lässt beim ersten Hören die Schublade „Traditional Irish Folk“ aufgehen. Selbst legt sich die Band meist nicht fest, da sie so unglaublich viele Einflüsse und Inspirationen für ihre Musikstücke haben. Meist nennen sie sich selbst eine „Nordgrass“-Truppe. Doch dann verblüffen die Finnen mit dem transsilvanisch angehauchten „False Legenyes“, das beweist wie vielseitig die Finnen das Geigen-Repertoire beherrschen. Das Album gewinnt spätestens jetzt jeden Zuhörer und ebenso nimmt es mit den Einflüssen vom Balkan Fahrt auf. Die Bukowina lässt grüßen.
Das Album ist eine Sommerparty mit Bierlaune, beschäftigten Tanzbeinen und beschwingter Musik, inklusive des Katers am anderen Morgen, den man am besten mit einem Spaziergang im „Taivalkoski“ entgegnet. So wird der Song ganz trefflich beschrieben. Entspannt versöhnt er den trinkfesten Hörer mit modernen Folk-Attitüde mit der Welt. Vielleicht spielen wir dann am Sonntagnachmittag noch eine Partie Mölkky mit „Tasajalka-Salminen“. Anssi Salminen hat beim Spiel eine brillante Parallelfuß-Technik entwickelt und wurde somit als neues Bandmitglied würdig integriert. Er ersetzt Gitarrist Toumas Logrén, der noch auf dieser Scheibe mitwirkte.
Im letzten Song „Deep Water“ kommt der im Titel versprochene Frost doch endlich. Nach dem Sommer kommt der Herbst und bringt den ersten Frost, der erste Nebel auf dem See und wir nehmen wieder Abschied von einem hoffentlich fröhlichen Sommer.
„Frost on Fiddles“ – an dem Titel habe ich lange geknabbert. Bis ich doch zum Schluss verstanden habe, dass es eine Sommergeschichte in Finnland erzählt. Man genießt das Leben, feiert, macht Späße, tanzt, diskutiert und freut sich der warmen Sommertage und -nächte. Und dann wenn die Party am wildesten war, kommt der Kater und der Herbst und kühlt uns ein bisschen ab. Perfekter Soundtrack für den Spätsommer. Haltet euch eure Sommerurlaubserinnerungen aus dem Norden so einfach warm, wenn der Frost auf den Fiedeln liegt.
[…] Chris Stout von den Shetland-Inseln bei. Unsere Kollegin Tine von Finnweh hat ein ausführliches Review zum Album verfasst. Inken von Finntastic hat sich ebenfalls mit der Band […]