Saimaannorppa: Die gefährdete Robbe im Saimaasee

Saimaannorppa

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Ich bin wirklich keine sehr engagierte Umweltschützerin, noch lebe ich vegan oder verzichte auf mein Auto. Tier- und Naturschutz sehe ich dennoch als wichtig an und bin der Meinung, jeder kann und sollte etwas auch in seiner „Wohlfühlzone“ tun. Auf die kleinen geringelten Saimaannorppa bin ich letztes Jahr gestoßen. Eigentlich kannte ich die possierlichen Süßwasserrobben schon, aber wirklich beschäftigt habe ich mich damit noch nicht. Ebenso wenig wusste ich, wie bedroht die lieben Wasserbewohner sind. Aber nun stelle ich sie euch vor!

Als ich letztes Jahr den Helsinki City Run erfolgreich hinter mich gebracht hatte, wollte ich mir eine kleine „Belohnung“ dafür leisten. Also musste ein finnisches Tattoo her mit einem finnischen Tierchen und so begann meine Suche, die bei der Saimaasee-Robbe endete. Über die Geschichte mit dem Tattoo dürft ihr euch jetzt denken, was ihr wollt, denn ich weiß, es spaltet die Geister. Aber ich kann euch beruhigen, es ist nicht mein Erstes. Wie ich nun auf die Saimaannorppa gekommen bin, war ganz einfach: sie sieht – wie alle Robben – nicht gerade sportlich aus, aber kann ganz schön wendig im Wasser sein und bevorzugt, wie ich, Süßwasser. Aber es gibt noch mehr interessante Fakten über die kleine Süßwasserrobbe.

Fakten über die Saimaannorppa

Juha Taskinen / wwf.fi

Juha Taskinen / wwf.fi

Die Norppas sind kleine Verwandte der Ringelrobben und werden zwischen 130-145 cm groß und 50-90 kg schwer, dabei spielt das Geschlecht natürlich eine Rolle, denn Bullen werden größer und kräftiger. Die Fellzeichnung ist dunkelgrau mit dunklen fast schwarzen Flecken, die von einem weißen Kringel umgeben ist. Sie werden im Schnitt 20 Jahre alt. Sie leben ausschließlich im weiten Seensystem des Saimaasees auf rund  4.460 km².

Das Geschlechterverhältnis ist 1 zu 1, dass heißt auf jeden Robbenmann kommt eine Dame. Ab ca. 3-7Jahren werden die Robben geschlechtsreif und dürfen sich an der Arterhaltung beteiligen. Schwangerschaften dauern meist 11 Monate und die Jungen kommen im März im schönen tiefen finnischen Winter zur Welt. Die Mutter baut dafür eine Höhle zwischen Eis und Schneedecke mit einem Loch im Eis, über das sie in den See tauchen kann. So werden die Höhlen und das Junge nicht von Feinden entdeckt.

Die Saimaa-Ringelrobben sind zwar nicht die einzigen Süßwasserrobben, aber ihre nahen Verwandten im Ladoga-See sind mit einer Population von ca. 4000 Tieren nicht mehr gefährdet.
Bei den Saimaannorppa sieht das leider ganz anders aus. Derzeit gibt es knapp 300 Tiere. Davon sind aber nicht mal 70 im geschlechtsreifen Alter. Man geht davon aus, dass wenn die Population auf ca. 400 Tiere ansteigt, die Art nicht mehr „stark gefährdet“ ist. Die Population wächst im Schnitt allerdings nur 2% pro Jahr. Bis also der Bestand wächst vergeht viel Zeit und es ist sehr mühselig.

Warum sind die Saimaa-Robben gefährdet?

Warum die Saimaa-Ringelrobben heute von der Ausrottung bedroht sind, hat mehrere Gründe. Bis in die 1950er Jahre wurden die Robben eher als Schädlinge angesehen. Schließlich ernähren sie sich hauptsächlich von Fischen. Angeblich würden die Tiere den Fischern die Erträge mindern. Allerdings sind bis heute die Tiere selbst Opfer der Fischerei und fast die Hälfte des Bestandes verendete bis in die 90er-Jahre in den Fangnetzen der Fischfänger. Seit 1955 ist die Saimaannorppa nun allerdings unter Schutz gestellt, da im gleichen Jahr der Bestand auf ca. 150 Tiere abgesunken war.

Allerdings sind die Fischer nicht die einzige Ursache, warum die Tiere Probleme bekommen. Auch vor Finnland macht der Klimawandel nicht halt. Zwar sind die Winter immer noch ganz ordentlich, aber man merkt auch hier, dass die  Winter nicht mehr ganz so lange dauern und die Temperaturen nicht mehr so stark absinken. Besonders für den Nachwuchs ist dies ein großes Problem. Wenn die Schneedecke zu bald abschmilzt, sind sie, noch bevor sie sich ins Naß retten können, von Räubern bedroht. Gefriert das Eis nicht stark genug, droht dass die Jungen ggf. zu früh ins Wasser gehen zu müssen, ohne dass sie genügend Ausdauer und Schwimmvermögen besitzen.

Umweltgifte, Störungen durch Menschen und sonstige widrige Umstände tun ihr Übriges, damit der Bestand weiterhin auf der roten Liste steht. Schließlich bewegen sich die Robben in einem abgeschlossenen Ökosystem und sind auf diesen kleinen Lebensraum sehr angepasst, so dass jede kleine Veränderung schon störend bei der Nachzucht sein kann.

Was wird getan und kann man tun?

Seit die Robbe unter Schutz steht wurde sehr viel getan. Natürlich haben Maßnahmen keine sofortigen Resultate, aber schon nach wenigen Jahre sieht man die beginnenden Erfolge. So wurden die beiden Nationalparks Linnansaari und Kolovesi,  so wie etliche Schutzzonen eingerichtet. In diesen Gebieten dürfen weder Mökkis noch Häuser gebaut werden und während des Frühjahrs bzw. nur mit Genehmigung darf der Bootsverkehr nur eingeschränkt fahren. Teilweise dürfen nicht einmal Paddelboote benutzt werden.

Auch die Fischerei wurde beschränkt und es sind nur noch bestimmte Fangmethoden erlaubt. Wer in den Sommermonate auf den Gebrauch von Fangnetzen verzichtet wird sogar mit Ausgleichzahlungen „belohnt“.

Die verschiedenen Naturschutzorganisationen Finnlands sind sehr bemüht, dass sich die Tiere in ihrem Lebensraum wieder wohlfühlen und sich die Art erholen kann. Leider gibt es ganz aktuell die Bestrebung der neuen Regierung (allen voran der designierte Ministerpräsident Juha Sipilä), das Umweltministerium zu schließen. Ob das so eine gute Idee ist, ist wohl fraglich. Bei einem Land, das so viel Natur bietet  und darin auch einen gewissen Nutzen zieht, ist es meines Erachtens unverzichtbar auch einen Fürsprecher in der Regierung zu haben – uneingeschränkt dessen, welche Partei regiert.

Nachträgliche Anmerkung: Das Umweltministerium soll zusammengelegt werden mit dem Ministerium für Forstwirtschaft und Agrar, welches vermutlich jedoch eine eher kommerzielle Nutzung im Fokus hat. > yle.fi: Possible agriculture and environment ministry merger in the cards

Nichts desto Trotz ist der WWF Suomi sehr optimistisch, dass bis 2025 wieder 400 Saimaannorppa im Seengebiet leben könnten. Und dieser Hoffnung möchte ich mich wirklich anschließen.

Was man selbst tun kann ist natürlich Spenden oder im wunderbaren Online-Shop des Naturschutzes einkaufen. Ein Teil des Erlöses geht immer an Norppa und seine Freunde und vielleicht kann man mit einer Jute-Tasche oder ein lieben Postkarte, den ein oder anderen Menschen auch in Deutschland auf die besondere Robbe ganz da oben im Norden aufmerksam machen. Es wäre doch zu schade, wenn die Saimaannorppa verschwinden würde.

Quellen: wwf.fi | metsa.fi 1 & 2 | ssl.fi | suomenluonto.fi | yle.fi

Kategorie Outdoor & Natur

In meinem Herzen schlägt eine Leidenschaft, die mich seit meinen Teenager-Tagen nicht mehr los lässt: FINNLAND. Eher ist es in all den Jahren schlimmer geworden und die Vermutung "das verwächst sich" oder "es ist nur eine Phase" lässt sich auch nicht mehr anbringen. Also blogge ich mir nun das Finnweh von der Seele und hoffe auf amüsierte und interessierte Leser.

3 Kommentare

  1. Ohh….was für ein aufklärender Artikel! Ich wusste bisher gar nichts über die Saimaarobbe, aber jetzt ich so einiges, dank dir :). Die Postkarten sehen wirklich ganz süß aus und sonst hat der Shop so einige gute Sachen. Schade nur, dass es auf finnisch ist, ich glaube viele schreckt das ab. Wir müssten denen mal vorschlagen, das auf englisch zu machen!

    Liebe Grüße,
    Ana

    • Hei Ana! Mir ging es genauso – ich wusste kaum etwas über die Tierchen. Das war auch meine Motivation mal ein bisschen darüber zu schreiben. Alles wollte ich jetzt nicht hineinpacken, aber ich denke, man findet im Netz noch mehr Infos über den derzeitigen Stand der Dinge

      Das mit dem Online-Shop wäre eine gute Idee und ich werde dort auch mal hinschreiben. Schließlich kann man das Thema auch europaweit (weltweit) etwas „pushen“ und ich glaube vielen ist es vielleicht angenehmer auf diesem Weg den Schutz der finnischen Flora und Fauna zu unterstützen.

      Lieben Gruß, Tine

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