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Bei einem Saunagang der besonderen Art entführt Maaria Alén mit mystischen Runengesängen, duftenden Quasten und Knochenbrecherqualitäten in eine ursprüngliche und traditionelle Art der Sauna. Ein Erlebnis, um bei sich selbst anzukommen und eben nicht nur den Körper, sondern auch den Geist zu reinigen. Kommt mit mir mit zu einem unvergesslichen Saunaritual.
Von mir selbst würde ich schon behaupten, dass ich versiert im Saunagang bin und genieße es jedes Mal mich dem Dampf auszusetzen. Das Gefühl danach – die Entspannung und die „porentiefrein“ Haut – ist einfach unschlagbar. Am schönsten ist es dann noch, wenn ein Feuerofen, in der Sauna steht und es herrlich knistert und rauchig riecht. Das Vergnügen einer Rauchsauna habe ich leider nach all der Zeit noch nicht gemacht. Dafür lernte ich vor einiger Zeit die Volksheilerin Maaria kennen, die mich mit zum Ursprung der Sauna nahm.
Vorbereitungen für das Saunaritual
Zielstrebig bahnt sie sich den Weg durch das Dickicht rund um die Saunahütte am See. Eine moderne Frau mit einem unheimlich frischen und wachen Geist unterhält sich mit mir über die Sauna. Ihr sei es wichtig, dass wir die Sauna wieder ursprünglich erleben und wir auch von der „Selbstbedienung“ wegkommen, startet sie unvermittelt. „Heutzutage ist jeder für sich am Schwitzen, schlägt sich mit vasta und bleibt bei seinen Gedanken.“ Sie weiß, dass dies natürlich auch gute Seiten hat, doch wirklich loslassen und sich fallen lassen kann man dabei nicht – wie ich auch später feststellen werde.
Die Volksheilkundlerin kennt sich nicht nur mit dem seelischen Wohlbefinden aus. Sie knipst kleine Zweige von einem Wacholderbusch ab, klärt mich dabei auf, dass dies gut für meine Entzündung an der Achillesferse sein wird. Sie kennt die Pflanzen um sich herum sehr gut und auch ihre Wirkung. „Niemals zu viel Abschneiden“, mahnt sie, „denn diese Pflanze wächst so langsam. Die enthaltenen Wirkstoffe sind absolut ausreichend für unser Ritual“.
Wir streifen weiter durch das Gehölz. Und als sie großzügig an den jungen Tannen schneidet, wird mir doch ein wenig mulmig. Mit weichen Birkenzweigen sich abzuklopfen, ist ja durchaus belebend, aber Nadelbäume? Sie bindet die Zweiglein und legt sie zu den anderen. Das Equipment für unser gemeinsames Vorhaben ist wahrlich groß. „Birken, Ahorn, Tanne, Eiche, … Jeder Quast hat seine Funktion im Saunagang“, erklärt Maaria weiter. „Die Ahornblätter sind zum Beispiel gut um die Hitze zu verteilen“. Dabei kommt es mir vor, als hätte ich bis zu diesem Tag nur einen Bruchteil der Möglichkeiten ausgeschöpft, die die Sauna zu bieten hat.
Travel-Tipp: Lehmonkärki Resort
Eine Art Mökki Resort ist Lehmonkärki. Einst begann es mit einem Mökki am See Päijänne, heute ist es ein für Familien und Firmen zugleich ein Ort des Spaßes. Die Besitzer kümmern sich um alle Belange und bietet Sommers wie Winters unzählige typisch finnische Freizeitaktivitäten an – beispielsweise auch Maarias Treatments.
Die Geschichte der Sauna, eine Geschichte der Frauen
Die Büschel liegen bereit. Es könnte doch nun losgehen, denke ich mir. Der Ofen ist schon auf Touren. Zuvor soll ich noch aus verschiedenen getrockneten Kräutern und Blüten wählen. „Es sind typische Frauenkräuter“, erklärt sie und führt weiter aus. Warum das so spezifisch ist, will ich wissen. Die Geschichte der Sauna war stets mit den Frauen verbunden. Das Feuer wurde von der Frau gepflegt, das garantierte einen warmen Raum zum waschen mit warmen Wasser. Dort sind Kinder auf die Welt gekommen und dort wurden die Toten gewaschen und aufgebart. „Mitten drin ist dann der Dampf des Lebens“, ergänzt sie lächelnd und macht eine aufgießende Bewegung.
Maaria will die Frauen wieder zurück in die Sauna bringen: „Heute diktieren die Männer die Temperatur, den Aufguss und auch, dass Frauen lieber zu erst gehen sollten, sie würden es ja nicht so heiß mögen. Viele Frauen schlagen auch bei Feiern das gängige Ritual aus, gemeinsam zu Saunieren, wegen der Haare, des Make Ups, fehlender Badesachen etc. Durch diese Eitelkeit überlassen die Frauen das Feld den Männern.“
Ich beginne zu verstehen: Das volksheilkundliche Wissen, die Traditionen und Rituale um die Sauna, verschwinden und werden, ähnlich wie bei Bräuchen in Deutschland, banalisiert und kommerzialisiert. Vermutlich eine logische Konsequenz des Laufs der Zeit. Doch für uns heißt es aber nun „Back to the roots“ – die Sauna ist nun auf der richtigen Temperatur.
Grüße Löyly, den Geist der Sauna und wirf das Böse hinaus.
Der süße Duft des feuchten, warmen Birkenquasts kriecht mit jedem Einatmen tiefer in meine Nase und erfüllt meine Sinne – sie benebeln mich. Ein weiterer vasta steckt auf meinem Kopf, wie ein schützender Hut vor dem heißen Aufguss in der Sauna. „löyly ist eine der drei Teile unseres Seins.“, erklärte mir Maaria zuvor beim Anschwitzen. „Es ist die Hitze – der Dampf, der uns antreibt. Der Dampf des Lebens“. Die Worte wirken nach in mir und bringen mich zu Filmen wie „Steam of Life“ oder anderen Ideen die ich über die Sauna kenne. Als mich der sanfte Runengesang von meiner Saunabegleitung ins Hier und Jetzt zurückholt. Sie begrüßt das löyly und heißt die Hitze mit kreisenden Büscheln willkommen. Zuerst leise, dann immer lauter. Es wird mystischer mit beschwörenden Sprüchen, die das Böse aus der Sauna werfen. Interessiert und mit einer gewissen Skepsis schwitze ich auf der Bank sitzend und lasse die Dinge geschehen.
Wenig später finde ich mich selbst auf der Bank liegend wieder, dekoriert mit den Zweigbüscheln der verschiedenen Bäume und Sträucher. Zuvor klopfte sie mit Eichen und Birken die ausgewählten Kräuter von mir. Fast wie in einen Wald eingehüllt, schweifen unter den sonoren Gesängen und Waschungen meine Gedanken völlig ab. Nach unbestimmter Zeit holen mich diese lauwarmen Wassergüsse oder das Zischen des Aufgusses auf den heißen Ofensteinen zurück. Ich verliere das Zeitgefühl und liege da, völlig losgelöst. In diesem Moment bin ich ganz bei mir und spüre die Hitze auf mich niedergehen. Maaria stemmt sich nach dem Wedeln mit Ahornbüscheln auf meinen Rücken, um im nächsten Ruck meine Knochen knacken zu lassen und meinen Rücken noch mehr zu entspannen. Zu meiner Überraschung muss ich mich nun wenden und das Spiel beginnt von vorne – buchstäblich.
Travel-Tipp:
Sauna Wisking Treament und Naturerfahrung von travellamo
Jeder der nun interssiert an Maarias Naturerfahrungen ist, sollte nicht nur mal auf ihrer Website vorbeikucken – dort sieht man Bilder von einem Treatment – sondern auch eine Behandlung buchen. Es ist es absolut wert.
Nach zwei Stunden in der Sauna, die bei 60 Grad eine angenehme Behaglichkeit ausstrahlt, ist die Prozedur vorbei wie ein Wimpernschlag und ich brauche einen Augenblick, um wieder in der Realität anzukommen.
Das Saunaritual, der Einblick in die Naturheilkunde und dieBeleuchtung der finnischen Ursprünge haben mich nachhaltig beeindruckt. Jeder sollte einmal diese Erfahrung machen, die weder „esoterisch“ oder altbacken ist. Es wartet eine Erkenntnis auf euch, die erdet und mit euch selbst verbin-det… und natürlich auch „Finnlands Seele“ ein bisschen näher bringt ;)
p.s.: Vom Treamtent selbst konnte ich leider keine Photos machen. ;)
[…] -> Das ganze Erlebnis findet ihr auf finnweh. […]
Das Herz ist`s, das beredt macht
Kiitos, Kurt! :)
[…] ich den nahenden Herbst in Lahti erleben. Mit meiner ersten Reitstunde auf einem Finnpferd, einer unglaublichen Saunaerfahrung und und einer Spurensuche in Jyväskylä nach Alvar Aaltos […]
[…] zur Weihnachtszeit habe ich eine Slowtravel-Erfahrung geteilt. Bei einem traditionellen Saunaritual gab es die nötige Portion Entschleunigung. Und kuschlig gings im Katzencafé von Tampere […]
Sehr schöner Beitrag ! Sehr schön und Detailreich erklärt. Mit viel Liebe ausgeschmückt gefällt mir !
Viele liebe Grüße
Dein Reyfakt vom Blog des Lebens
Danke schön! Kiitos! :)
Sehr schöner Bericht!
[…] meiner unglaublichen Saunaerfahrung in Lahti bin ich auf der Suche. Gerne würde ich das intensive Erlebnis auch für zu Hause in meiner Sauna […]