World Design Capital Helsinki 2012

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Mein Artikel erschien ursprünglich in der zweiten Print-Ausgabe des Nørdhæftii.

Nach dem Einquartieren im Hotel mache ich mich erst einmal auf zum Kauppatori, um einen Becher heißen, starken finnischen Kaffee an einem Torikahvila zu genießen und in der Stadt anzukommen. So, Helsinki, da bin ich! Zeig‘ mir, was du zu bieten hast!
Eigentlich bin ich ja hier, um mich auf die Spuren der Weltdesignhauptstadt zu begeben. Zu Hause habe ich bereits Informationen gesammelt und während ich einen Schluck Kaffee nehme, studiere ich mein Gekritzel. Font Walk – Paviljonki – Design Market – Chapel of Silence – Angry Birds WiFi…

World Design Capital 2012

Designer Markt am Kauppatori. In den blau-weißen Hüttchen findet man allerlei schöner Dinge.

Da ich nun schon mal am Marktplatz bin, und ich den modernen WDC 2012 Obelisken schon entdeckt habe, mache ich mich auf, den Design Market zu suchen. Dort wo normalerweise die Buden der Touristenstände sind, wurde mittendrin der Design Market platziert. Die weiß-blau gestreiften Hüttchen bieten Originelles feil. Von selbstbedruckten Nylonstrumpfhosen und -leggings mit tollen Mustern und Motiven, über Tier-Broschen aus Vinyl in poppigen Farben bis hin zum Kerzenhalter aus halbverschmolzenen Altglas-Flaschen. Alles Handarbeit und durchaus schönes modernes Design. Eigentlich doch schon eine nette Einstimmung…

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Doch lässt sich bereits hier so ein wenig der Hintergrundgedanke der Veranstaltung erkennen. Eigentlich war Design schon immer von der Funktionalität geprägt. Das Motto in Helsinki spinnt diesen Gedanken noch weiter: Es soll nachhaltig sein und das Leben einfacher machen. Dazu gehört beispielsweise die ständige Mobilität des Internets. Auch zum World Design Capital wurde eine sehr hilfreiche und umfangreiche Smartphone-App zur Verfügung gestellt. Die Stadt Helsinki bietet freies WLAN für jeden an, auch für ausländische Handys. Sicherlich sind das keine sicheren Netze, mit denen man seine Banküberweisung tätigt; dennoch reicht es, um mal schnell zu googeln – sprich: Sich Informationen zu holen, um sich in der Stadt zurecht zu finden.

Betrachten wir dennoch weiterhin die Nachhaltigkeit. Wer schon mal in Helsinki war, der kennt den Stadtteil Kamppi mit seinen Einkaufszentren und dem Lasipalasti. Ein lebendiges Eckchen zu den meisten Tageszeiten. Inmitten dieses Treibens wurde eine Kapelle gebaut. Die Kampin hiljentymiskappeli (Kapelle der Stille in Kamppi) wirkt zunächst wie ein hölzerner Trichter und eher klein. Tapfer gehe ich hinein und bin nicht wirklich überrascht, dass im Innenraum schlichte Holzbänke zu finden sind.


So lange die Tür zum kleinen Innenraum geöffnet ist, herrscht ein dumpfer Geräuschpegel von dem Treiben außerhalb. Als die Tür zufällt, ergießt sich im wahrsten Sinne die Stille über die drei Personen inklusive mir, die auf den Bänken platzgenommen haben. Es ist totenstill und nach ein paar Sekunden wird es angenehm und man fängt an, sich tatsächlich zu entspannen. Ich muss ehrlich zugeben – egal, ob man religiös ist oder nicht – aber das ist wirklich einen energiespendender, meditativer Moment und ich bin froh, mich darauf eingelassen zu haben. Frisch erholt, wie nach einem Power-Nap schlendere ich über den Platz und entdecke eine weitere Errungenschaft des WDC-Programms: die günstigen Leihfahrräder! Damit kann man für wenig Geld die Stadt erkunden. Eine wahre Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln und ideal für mich in diesem Moment, denn mich soll es nun in den „Design District“ verschlagen. Dieser erstreckt sich eigentlich über das ganze Viertel südwestlich der Esplanadi rund um den Bulevardi.

World Design Capital 2012

Font Walk Map mit all seinen interessanten Stationen.

Mein nächstes Ziel ist zuerst die Galerie NAPA, die einen Font Walk (Map) bereitgestellt hat. Die Landkarte führt einen rund um die Stadt an interessante Orte und zeigt, wie wichtig Typografie und Schrift in unserer Welt eigentlich sind – und das muss man mir ausgerechnet in einem Land erzählen, dessen Sprache geschrieben eher wie Buchstabensuppe aussieht! Trotzdem, oder gerade deswegen, ist es umso interessanter zu sehen, dass man Schrift doch versteht, auch wenn man sie nicht lesen kann. Klar wird, dass wir Schrift zur Orientierung benötigen und wenn das noch ansprechend und sinnvoll gestaltet wird, dann ist das umso besser.

Meine letzte Station ist dann der Paviljonki des WDCs. Der Pavillon wurde von Studenten der Aalto-Universität in Leichtbauweise designt und dann mit dem Holzunternehmen UMP zwischen dem Architektur- und Designmuseum realisiert. Ein herrlicher Treffpunkt mit interessanten Vorträgen, Leseecke und Kaffeebar. Doch eines hat mir dann doch die Stimmung getrübt. In Finnland wird ja im großen Stil Forst- und Holzwirtschaft betrieben. Zwar rühmt sich UMP damit, dass alles total nachhaltig und naturverträglich geschieht; trotzdem werde ich den Gedanken nicht los, wenn ich an die Furchen und Schneißen in Finnlands Wäldern denke, dass das Programm des World Design Capitals auch von Großfirmen genutzt wird, um das Image zu polieren.

TROTZDEM: Die Ideen, die mir in Helsinki begegnet sind, waren vielleicht nicht die pompösesten, aber durchaus „Kleinigkeiten“, die das Leben einfach erleichtern, Ressourcen sinnvoll wiederverwenden und den Menschen Bewusstsein für ihr soziales Umfeld geben. Zurück in Deutschland kam mir nämlich so einiges wieder ganz schön stupide vor.

Kategorie Blogarchiv, Kunst & Design

In meinem Herzen schlägt eine Leidenschaft, die mich seit meinen Teenager-Tagen nicht mehr los lässt: FINNLAND. Eher ist es in all den Jahren schlimmer geworden und die Vermutung "das verwächst sich" oder "es ist nur eine Phase" lässt sich auch nicht mehr anbringen. Also blogge ich mir nun das Finnweh von der Seele und hoffe auf amüsierte und interessierte Leser.

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